Die Chorfenster sind wie neu, endlich ist diese große Renovierungsmaßnahme (2016 bis 2017) abgeschlossen.(sämtliche Fotos von Heidegret Eikmeier.)
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und im Schaumburger Wochenblatt wird darüber berichtet
Da pfeift ja schon der Wind durch“
Bunte Fenster der Nikolaikirche werden saniert, ein Jahr lang und für 270000 Euro
Frau Eikmeier vom Kirchenvorstand mit der von ihr gestalteten Info-Wand zur Fensterrenovierung
RINTELN. Wer arglos die Nikolaikirche betritt, bekommt wohl erst mal einen Schreck: Der gesamte hohe Altar ist in eine blaue Plastikfolie gehüllt, ebenso wie die beiden großen Epitaphe. Außen an der Südseite hat man vielleicht schon das Baugerüst gesehen. An solche Anblicke wird man sich gewöhnen müssen: Die Kirchenfenster im Chor mit ihrer bunten Bleiverglasung werden von Grund auf saniert.
Wenn man darüber mit Bauleiter Heinrich Winkelmann vom Amt für Bau und Kunstpflege der Landeskirche spricht, könnte man meinen, die Fenster seien schon Jahrhunderte alt. Die Eisenverankerung der einzelnen Fenstertafeln sei rostig geworden und habe möglicherweise bereits die Sandsteinsäulen angegriffen. Der Kitt, mit dem die zum Teil sehr kleinen einzelnen Scheiben mit den Bleirouten verbunden sind, sei fast ganz verschwunden, der Mörtel brüchig und die Farbe des Glases habe durch Kondenswasser gelitten. „Man muss alles ausbauen, allein schon, um zu prüfen, was die Altvorderen da eigentlich gemacht haben“, sagt er.
Fenster ersetzten dieNotverglasung nach 1945
Tatsächlich aber sind die Fenster noch keine sechzig Jahre alt. Sie ersetzten die Notverglasung der Nachkriegszeit, die nötig wurde, als im April 1945 mit der Sprengung der Weserbrücke zugleich auch alle Kirchenfenster zersprangen. Der aus Rinteln stammende Glaskünstler Eberhard Klonk hatte die neuen Chorfenster gestaltet und in seiner Marburger Werkstatt angefertigt. Die genannten Probleme seien typisch für diese Art von Fenstern, meint Heinrich Winkelmann. Vor allem die Rostentwicklung und überhaupt Luftfeuchtigkeitsschäden stellen regelmäßig eine große Gefahr dar.
Was im Einzelnen getan werden muss, stellt sich in den nächsten Wochen heraus. Keine Frage aber ist, dass die insgesamt 45 Tafeln der Chorfenster abgenommen und nummeriert werden müssen. Man verpackt sie dann sorgfältig und bringt sie in einer der wenigen Glaswerkstätten, die noch mit diesem alten, mundgeblasenen Glas umgehen können. Dort wird die eingebrannte Farbe erneuert, einzelne Mosaikstücke werden ganz ausgetauscht und die fehlerhaften feinen Bleibahnen repariert. „Das ist nötig“, sagt Winkelmann. „Da pfeift ja schon der Wind durch.“
Bei diesen Arbeiten werden viel Staub und Dreck anfallen, auch wegen des Mörtels an den waagerechten „Windeisen“, die die einzelnen Mosaiktafeln tragen und sie mit dem umgebenden Stein verbinden. Deshalb also die Folien um den wertvollen Altar, die allerdings bald durch eine sogenannte „Einhausung“ ersetzt werden, eine Art Holzkiste, in der der Altar ganz verschwinden wird.
Die Rintelner Künstlerin Gisela Gührs hat bereits einen Ersatzaltar entworfen, ein schlichter Glastisch mit Holzkreuz. „Damit kommen wir schon klar“, sagt Pastorin Sabine Schiermeyer. „Wir sind so froh, dass die schon länger anstehende Sanierung jetzt endlich beginnt.“
Etwa ein Jahr werden die Arbeiten andauern. Die dafür angesetzten 270000 Euro werden zu einem kleinen Teil vom Kirchenkreis, zum größten Teil von der Landeskirche übernommen. „Die Nikolai-Gemeinde kann sich glücklich schätzen, dass sie in das landeskirchliche Sanierungsprogramm aufgenommen wurde“, so Ulf Pöhler, als stellvertretender Leiter im Kirchenamt zuständig für bauliche Maßnahmen im sakralen Bereich. „Nicht überall, wo Ähnliches vielleicht auch nötig wäre, können wir so etwas finanzieren.
Man muss alles ausbauen, allein schon, um zu prüfen, was die Altvorderen da eigentlich gemacht haben.
Heinrich Winkelmann,
Amt für Bau und Kunstpflege
der Landeskirche
Von Cornelia Kurth Schaumburger Zeitung am 21.05.2016 Seite 10