Zum Hauptinhalt springen

Neujahrsempfang 2016 der Kirche: Muslimischer Vertreter erklärt den Koran und distanziert sich von Attentaten

 

Hölle statt Paradies für Terroristen

Neujahrsempfang der Kirche: Muslimischer Vertreter erklärt den Koran und distanziert sich von Attentaten

 

Rinteln. Den Selbstmordattentätern im Namen des Islams winken angeblich Plätze im Paradies mit einer Vielzahl von Jungfrauen als Lohn für ihr irdisches Opfer. „Alles falsch“, erklärte Salih Alinak von der muslimischen Gemeinde in Rinteln gestern beim Neujahrsempfang der ev.-luth. Kirchengemeinden der Weserstadt. Er präzisierte: „Im Koran ist niedergelegt, dass ein Mensch in die Hölle kommt, wenn er andere tötet oder sich dafür selbst umbringt. Im Koran steht nicht, dass man dafür ins Paradies kommt. Wir hoffen, dass der Verstand bei den Terroristen wieder einkehrt. Wir wünschen der Menschheit Frieden und Gesundheit für 2016.“

Vor rund 200 Gästen des Neujahrsempfangs rief Alinak zu mehr Verständnis unter den Religionen auf. Im Irak und in Syrien würden ja nicht nur Christen verfolgt, auch Moslems würden vernichtet, wenn sie nicht die Ansichten des „Islamischen Staates“ teilen. Er lud deshalb zum Besuch der Rintelner muslimischen Gemeinde ein. Terror sei nicht eine Frage von Nation oder Religion, sondern gehe von Menschen aus, die nur ihren Willen durchsetzen wollen. „Das vergangene Jahr hat auch viele Moslems bei uns verzweifeln lassen. Diese Attentäter und Terroristen haben aber nichts mit unserer Religion zu tun.“ Viel Beifall.

Zuvor hatte Pastor Wolfram Wiemer (Exten-Hohenrode) in seiner ersten und wegen baldigem Ruhestands wohl auch letzten Predigt in St. Nikolai, die Frage aufgeworfen, ob Gott sich angesichts des Leids und Terrors in der Welt in Schweigen hülle, nichts zu sagen habe. Aber es brauche in einer von Stimmen und Stimmungen überreizten Welt wohl erst Raum und Stille, um ihn zu hören. Gott habe dazu aufgerufen, seinem Sohn Jesus zuzuhören und die Kreuzesnachfolge anzutreten, auch in Zeiten, wo Christen sich sogar hierzulande für ihren Glauben auf Partys rechtfertigen müssten: Wiemers Appell: „Steht auf und habt keine Angst!“

 

Christen aus dem

Iran getauft und Iraker

im Gottesdienst zu Gast

 

Pastor Dr. Dirk Gniesmer erinnerte später daran, dass die Auswirkungen der religiösen Konflikte der Welt schnell Rinteln erreichen: „Ich hatte nicht gedacht, dass ich 2015 Christen aus dem Iran taufen und aus dem Irak im Gottesdienst begrüßen würde. Seien wir in den Gemeinden Orte, in denen Menschen Frieden finden und willkommen geheißen werden. Die Stimmung kippt zwar, aber wir haben keinen Grund, mutlos zu werden. Hoffnung, Humanität, Nächstenliebe und die unsterbliche Kraft des Christentums können helfen. Tröstlich ist: Es gibt ja auch gute Entwicklungen, die langfristig wirksam sind, sie machen nur nicht so große Schlagzeilen in den Medien.“

Bürgermeister Thomas Priemer sagte: „Möge das neue Jahr besser werden als das alte. Das sollte Anspruch und Forderung sein, für unsere Demokratie und Freiheit einzutreten, Freiheit, die man uns gerade nehmen will. Das gute Leben auch in Rinteln ist nicht selbstverständlich. Ich danke deshalb allen, die die große Herausforderung der Flüchtlingsaufnahme mit angenommen haben. Wir haben bereits 1000 Flüchtlinge in Rinteln, etwa 300 davon werden wohl bleiben. Denen eine Heimat zu geben, daran arbeiten wir, und ich glaube erfolgreich. Integration muss und wird nicht in 2015 und 2016 enden, wir werden alle daran arbeiten müssen.“

Gerald Sümenicht, Ortsbürgermeister von Krankenhagen, sagte: „Wir sind zwar alle Weltbürger, aber auch Einwohner der Stadt und ihrer Ortsteile. Wir danken den Kirchengemeinden, dass sie die örtliche Gemeinschaft unterstützen. Engagieren Sie sich bitte weiterhin! Die Kirche hat bis heute ein wichtiges Wort, erheben Sie es weiter!“ Und an alle Einwohner gerichtet meinte er: „Wir haben in diesem Jahr Kommunalwahl, gehen Sie hin!“ Als Stärkung der Demokratie.

 

Horst Kohlmeier als

„Ansprechpartner und

Mittäter“ gewürdigt

Pastorin Sabine Schiermeyer dankte später den anderen Kirchengemeinden beim Jubiläum 777 Jahre St. Nikolai im vergangenen Jahr. Pastor Dr. Dirk Gniesmer lud ein zu den in diesem Jahr bevorstehenden Jubiläen 50 Jahre Josua-Stegmann-Kapelle Todenmann am 30. Oktober, 40 Jahre Johannis-Kirchengemeinde am Pfingstmontag mit einem ökumenischen Gottesdienst. Eine Reihe besonderer Gottesdienste werde dazu vorbereitet, unter anderem mit dem Auftritt eines Kirchenclowns und des Liedermachers Clemens Bittlinger. In Krankenhagens Erlöserkirche werde ein Auftritt des Kabarettisten Matthias Schlicht erwartet. Und in Exten-Hohenrode gehe Pastor Wolfram Wiemer in den Ruhestand, seine Frau Elisabeth Schacht-Wiemer übernehme die volle Pfarrstelle.Zu einer Danksagung und Verabschiedung baten Pastorin Schiermeyer und Irmtraut Brendel als Vorsitzende des Kirchenvorstands von St. Nikolai Horst Kohlemeier nach vorn. Dieser war seit 1994 im Kirchenvorstand, und besonders im Bauausschuss aktiv.

Brendel dankte dem Bauingenieur: „Wir haben von seiner Kompetenz profitiert, auch bei Reparaturen, deren Koordination und der Beschränkung auf das Nötige. Er war ein wichtiges Verbindungsglied zur Stadtverwaltung, immer ein engagierter Ansprechpartner und Mittäter. In der Jugendarbeit hat er sich bei der Organisation der ,langen Nacht der Konfis‘ eingesetzt. Zum Glück können wir noch einige Zeit auf seinen Rat hoffen.“

Kohlmeier zieht nämlich an die Nordsee (Büsum). Ulrich Goebel und Erich Requardt überreichten ihm als Reiseproviant eine Kiste Dithmarscher Bier („Das liebt er wegen dem Plopp“) und mehrere Krabbenbrötchen als Vorgeschmack auf eine Spezialität Büsums.

Musikalisch wurde der sehr gut besuchte festliche Gottesdienst gestaltet von Kantorin Daniela Brinkmann, einem Projektchor sowie einem Projektbläserchor, jeweils aus der Region, letzterer unter der Leitung von Landesposaunenwart Henning Herzog.

VoN Dietrich Lange