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Zum 400. Jubiläum von Josua Stegmanns `Academischen Einführungs-Predigt´ zur Eröffnung der Universität Ernestina in Rinteln am 17. Juli 1621

Vor vierhundert Jahren fand am 17. Juli 1621 in Rinteln die feierliche Eröffnung der Universität Ernestina statt. Ihr Professor der Theologie, Josua Stegmann (1588 – 1632),  hielt die `Academische Einführungs-Predigt´in der St. Nikolai-Kirche.  Zu Stegmanns Würdigung soll folgender Text beitragen:

Josua Stegmann wurde am 14.9.1588  in Sülzfeld (Thüringen) geboren. Die theologische Prägung bekam er durch sein Elternhaus.
Der Vater war evangelischer Pastor und später Superperintendent.   

Josua Stegmann begann 1607 sein philosophisches Studium an der Leipziger Universität und erwarb den Magister-Titel. Danach folgte das theologische Studium mit dem Abschluss eines Magisters 1614. An der Wittenberger Universität promovierte er zum Doktor der Theologie 1617.

Von dort aus berief ihn Graf Ernst zu Holstein-Schaumburg  nach Stadthagen an das Gymnasium Illustre. Der hoch gebildete Graf strebte nicht nur die Gründung einer Universität an, sondern wollte auch sein Prestige durch den Fürstentitel aufwerten. Er verstand es, politisch  geschickt zu agieren und erhielt 1621 vom Kaiser Ferdinand II das Privileg, eine Universität zu gründen und gleichzeitig auch den gewünschten Fürsten-Titel. Trotz kriegerischer Zeiten hielt Fürst Ernst die verkehrsgünstig gelegene und befestigte Stadt Rinteln und das leer stehende ehemalige Zisterzienserkloster St. Jakob für geeignet, dort 1621 die Universität Ernestina (bis 1810)  zu etablieren.                                                                                                           
Josua Stegmann, nun  Professor der Theologie, wurde von Fürst Ernst zur Eröffnung der Universität Ernestina auserkoren, die  Academische Einführungspredigt in der Stadtkirche St. Nikolai  am 17. Juli 1621 zu halten. Stegmanns Predigttext bezog sich auf das AT 1. Mose 2, Verse 8 bis 15. Dort wird beschrieben, wie Gott die Erschaffung des Paradieses gestaltet. Stegmann vergleicht ausführlich die Universität mit dem paradiesischen Lustgarten. „Die Aufgabe der Professoren ist es, wie Gärtner die jungen Bäume (Studenten) zu schneiden oder gar zu pfropfen.“  Daneben richtet sich Stegmann wortreich mit Lob- und Dankpreisungen an Gott und anwesende Honoratioren.                                                                                              

Josua Stegmanns Predigt wurde 1621 vom Rintelner Universitäts-Buchdrucker Philip Wagner verlegt.  Die umfangreiche Schrift lagert und ist einsehbar in der Niedersächsischen Staats- und Universitäts-Bibliothek in Göttingen.

An diese feierliche Eröffnungszeremonie vom 17. Juli 1621 soll nach 400 Jahren mit einem Gottesdienst an historischem Ort, der Nikolaikirche,  erinnert werden und zwar am 15. August 2021.  Es ist uns Schaumburgern eine besondere Ehre, an diesen streitbaren Evangelisten zu erinnern.

1629  hatte die Gegenreformation (Restitutions-Edikt) auch die Grafschaft Schaumburg erreicht. Benediktinermönche verdrängten die Professoren und Studenten aus dem Universitäts-Klostergebäude und zogen dort ein. Sie forderten 1632  die Rintelner Theologie-Professoren zur christlichen Disputation heraus. Nur Stegmann war dazu bereit im guten Glauben eines fairen Gedankenaustauschs. Leider kam es anders. Der Professor wurde von den Mönchen verhöhnt und verlacht. Stegmann litt sehr unter dieser Schmach, wurde krank und verstarb bald danach.

Josua Stegmann war nicht nur Professor der Theologie an der Universität Ernestina, sondern auch Superintendent der Grafschaft Schaumburg und Pastor von St. Nikolai;  hier hat er gewirkt und gepredigt und fand seine letzte Ruhestätte neben dem Altar im Chor. Die Grabplatte seiner Gruft steht heute an der Wand im Turmraum.  Außerdem erinnert ein großformatiges Gemälde von Josua Stegmann im Kirchenschiff an seine außergewöhnlichen Leistungen für die evangelischen Gemeinden in schwerer Zeit.

Er  war nicht nur ein Prediger sondern auch ein eifriger Verfasser von Gebeten, Liedern und Gedichten. Nach Stegmanns Tod erschien 1634  sein „Schwanengesang“. Ein Buch mit 791 Seiten, gefüllt mit Andachten zu allen kirchlichen Festen.

Was heute immer noch gern gesungen wird, ist das von ihm 1627 gedichtete Kirchenlied „Ach, bleib mit deiner Gnade bei uns Herr Jesu Christ…“ EG 347. Darin wendet er sich bittend an Gott, um die leidgeprüfte Bevölkerung während des Dreißigjährigen Krieg seelsorgerisch zu begleiten. Durch die Jahrhunderte erhielten sich diese tröstenden Worte. Heute gehört Josua Stegmanns Lied zu den am meisten gesungenen Kirchenliedern.

Text und Fotos von Heidegret Eikmeier                                                                                   Rinteln, Juli 2021